• Am Anfang war eine ehemalige BMW R90s von Bagwan

    Wie kommt ein BMW-Fahrer aus dem Harzvorland an einen Lackierer aus den Niederlanden
    oder
    Am Anfang war eine ehemalige BMW R90s

    Eigentlich hatten meine Frau Editha und ich schon 1980 mit dem Motorradfahren abgeschlossen, aber dann kamen wir durch den tragischen Tod eines guten Freundes im Jahre 2001 wieder an ein zweirädriges Gefährt. Nachdem die Verwandten unseres Freundes drei seiner vier Motorräder veräußert hatten, war nur noch eine umgebaute R90s übrig. Ich war immer noch überzeugt, dass ich nie wieder Motorrad fahren möchte, aber Editha ließ nicht locker. Also wurde das Mopped erworben, ein anderer Freund des Verstorbenen (auch 90s-Besitzer) nahm die Maschine unter seine Fittiche um noch mal einen Übergabecheck zu machen.
    An einem kalten Apriltag sollte nun die Übergabe stattfinden. Editha hatte sich mit passender Kleidung ausgestattet und so fuhren wir die 30 Kilometer um die Maschine abzuholen. Dort angekommen wurde das Motorrad aus der Garage gerollte, meine Editha zog sich die warme Kleidung an, warf einen Blick auf die Maschine und sagte: „Die fahr ich nicht“. Man kann sich denken, was in diesem Moment hinter meiner Stirn abspielte (sieht man in Comics immer).
    Kurzerhand beschloss meine Editha: „Du musst fahren“ (da niemand weiter da war, musste sie wohl mich meinen). Was blieb mir übrig als mit meinen tollen Halbschuhen, mit dem zu kleinen Helm, den zu kleinen Handschuhen und der winddurchlässigen Jacke (ging nicht ganz zu) auf dem Mopped die Heimreise anzutreten.
    Anzumerken ist das die Angst meiner Editha auf einem grossen Parkplatz etwas später doch recht schnell verflogen ist, und ein gutes hatte diese erzwungene Fahrt doch, denn:
    Nach ca. 15 Kilometern Fahrt wechselte ich zum Aufwärmen in den warmen PKW (in dem meine Frau mit der Motorrad-Winterausrüstung saß), war ich verloren, meine guten Vorsätze dahin und drei Wochen später hatten wir ein zweites Motorrad, dann ein drittes und so weiter.

    Nun aber zurück zu der eigentlichen Geschichte:
    Nachdem wir uns mit der BMW R90s etwas beschäftigt hatten, war unser Entschluss gefasst: Die musste wieder originalgetreu werden. Also wurden die fehlenden Teile zusammengekauft. Das Problem bestand in der Lackierung. Nachdem ich alle Lackierer in der Umgebung mit meinem Schuco-Modell unter dem Arm abgeklappert und immer nur Kopfschütteln oder utopische Preise geerntet hatte, waren wir erst einmal ratlos.
    Zufällig fanden wir in einer Oldtimer-Zeitung einen Artikel über den Nachbau der Dähne-Rennmaschine (die ja eigentlich von der R90s nur die Lackierung hatte). Als Lackierer war dort Theo Terwel in Holland angegeben. Es gab auch eine Telefonnummer. Also fix dort angerufen, und zum ersten Mal sagte jemand, das wäre kein Problem und auch der Preis war mehr als akzeptabel.

    Also wurde die Maschine im Oktober zerlegt und an einem Samstag machten wir einen kleinen Ausflug nach Vorden in den Niederlanden. Dort angekommen wurden wir sehr freundlich begrüßt, die Teile auf dem Halleboden ausgebreitet und Theo bestätigte uns den Preis, den er schon telefonisch genannt hatte. Nach einer kleinen Führung durch seine Schatzkammer und einer Tasse Kaffee traten wir den Heimweg an. Nach einigen Wochen war es soweit: Die Teile waren fertig und warteten auf Abholung.

    In Vorden angekommen nahmen wir die Teile entgegen (die Super-Qualität ist bei Theo selbstredend). Alle überflüssigen Löcher waren sauber verschlossen und ein kompletter Satz von Rahmenaufklebern gab es noch als Dreingabe.

    Seit diesem Tag sind wir regelmäßige Gäste in Vorden, nicht nur wenn das jährliche Treffen stattfindet, sondern auch, wenn wir in der Nähe sind. Auch eine K1 und eine R45 haben inzwischen bei Theo zu neuem Glanz gefunden. Wir fahren die 320 Kilometer gern, weil wir immer ganz perfekt bedient werden und noch nie unzufrieden waren.

    Zum Treffen bei Theo ist zu sagen: Erwartet nicht das Treffen mit tausenden Teilnehmern, sondern eher ein Familientreffen bei dem sich die 90s-Verrückten ein Stelldichein geben.


    Klaus (Bagwan)