• BMW R 90 S - das erste Serienmotorrad, das unter 10 min die Nordschleife bezwang

    Die Sensation 1973 - BMW R 90 S - das erste Serienmotorrad, das unter 10 min die Nordschleife bezwang
    Das war damals der Bringer überhaupt: Die BMW R 90 S hatte als das erste Serienmotorrad die Nordschleife unter 10 min geschafft!!!
    Was war passiert?Im Jahr 1973 wurde die BMW R 90 S auf den Motorradmarkt gebracht und erregte großes Aufsehen. Die Tests der Motorradzeitschrift hatten noch eine sehr große Bedeutung und konnten die Verkaufszahlen für die Hersteller erheblich beeinflussen.In dieser Zeit gab es nur eine Fachzeitschrift für Motorradfahrer. Die hatte den legendären Testfahrer Ernst Leverkus, genannt Klacks im Einsatz und der dokumentierte seine Tests auch mit Hilfe der LKW Tachoscheibe, auf immer der gleichen Strecke, nämlich auf der Nordschleife des Nürburgrings. Alles wurde aufgezeichnet und dann mit dem berühmten Höhendiagramm incl. Schaltpunkten im „Motorrad“ abgedruckt.

    Zitat aus „Motorrad“ 20/73: von Erst Leverkus (Klacks):„Die von uns gefahrenen Runden bewegten sich unterhalb von 11 Minuten von Start und Ziel bis Kilometer 22,3 an der Hochrain-Schikane, 10.55/10.52/10.47 waren „Zivil“-Zeiten auf nicht gesperrter Strecke.

    Alfred Halbfeld legte dann auf abgesperrter Nordschleife auf derselben Meßdistanz eine Runde in 9.50 = 136,11 km/h hin.Bei einer erzielten Endgeschwindigkeit von 196 km/h sind 136, 11 km/h Durchschnitt ca. 70 % davon – für das Fahrwerk ein sehr hoher Beurteilungswert in dieser Klasse. Denn hier liegt das Geheimnis der Fahrleistung:90 hm/h schon in der Südkehre, knapp 100 km/h in der Nordkurve, dann zwischen 90 und 110 km/h in den kritischen Ecken des Hatzenbach – so geht das weiter. Am Schwedenkreuz 185 km/h und dort hinter dem langen Buckel der ebenso langen Linksbiegung Gas weg bis ca. 150 km/h. Arembergkurve mit knapp 100 km/h, Fuchsröhre runter mit fast 200 hm/h. Wehrseifen-Ecke mit 80 km/h, Bergwerkkurve mit 100 km/h, bei Kilometer 12 an der langen Steigung imKesselchen über 170 km/h, Hohe Acht-Ecke 105 km/h, Brünnchen 100 km/h, Pflanzgarten bei Kilometer 18 ca. 170 km/h, Galgenkopf-Kurve 115 km/h und Endgerade 196 km/h. Das sind einzelne Stationen der schnellsten Runde." Der bekannte Testredakteur Ernst Leverkus war mit seinen Nürburgring-Tests ein ausgewiesener Kenner der Strecke. Die Leistungen der BMW R 90s konnte man so mit den anderen Motorrädern ihrer Zeit gut vergleichen, da die Teststrecke mit ihren Kurven und Höhenunterschieden immer die gleiche war.Die Testmotorräder hatten auf der Strecke einiges auszuhalten. Solche Tests gaben aber doch viele Informationen für den Alltagsbetrieb. An vielen Stellen der Nordschleife wurden und werden die Motorräder an ihre Grenzen geführt, dies ermöglicht Aussagen über Leistungs- und Sicherheitsreserven im Alltagsbetrieb.Die Nordschleifen-Rennstrecke wird auch die "Grüne Hölle" genannt, denn sie liegt in der waldreichen Eifel, ist bei sonnigem Wetter mit einer Postkartenidylle gesegnet und zählt zu den schwierigsten und gefährlichsten Strecken überhaupt.

    Diese Strecke ist einmalig.Hier einige Daten, für die, die es ganz genau wissen möchten:
    Erbaut: 1925 - 1927
    Eröffnet: 18./19. Juni 1927
    Länge: 20,8 km
    Kurven:
    73 (davon 33 links, 40 rechts)

    Steigungen:
    max. 17 %

    Gefälle:
    max. 11 %
    Höchste Stelle: Hohe Acht mit 616,80 m üNN
    Niedrigste Stelle: Breidscheid mit 320 m üNN
    Höhenunterschied:
    ca. 300 m.


    Wichtig: Die Nordschleife ist eine ganz normale öffentliche Straße, für deren Benutzung eine Maut genommen wird. Es gilt die Straßenverkehrsordnung!
    Weitere Regeln:

    • das Fahrzeug muss straßenzugelassen sein
    • es gilt die Fahrzeug-Zulassungsverordnung
    • Mindestsgeschwindigkeit = 60 km/h
    • Busse sind eingeschränkt erlaupbt
    • Beschränkung des Schalldruckpegels auf 95 db (A)
    • Fahrzeuge mit roten Nummernschildern oder

    Oldtimerkennzeichen sind nicht erlaubt
    und
    Motorradfahrer müssen Schutzbekleidung tragen.

    Foto: nuerburgring.de

    Wer einmal die Nordschleife befahren hat, wird schnell infiziert mit dem Faszinationsvirus, der ihn dann für ein Leben lang befallen hat.

    Um überhaupt eine Nordschleifen-Runde genießen zu können, benötigt man einige Zeit, da man etwas ganz neues erlernen muss. Zusätzlich braucht es auch noch ganz schön viel Mut und Respekt vor der Strecke und dem Motorrad.
    Erst nach guter Streckenkenntnis und Erfahrung mit den einzelnen Abschnitten (bei einigen wird das Motorrad ganz leicht und hebt ab oder taucht brutal ein und die Federung geht auf block , einige Kurven ziehen sich ganz böse zu, Kuppen und Senken nach extremer Steigung oder Gefälle) macht es dann unheimlich viel Spaß.
    Mit der R 90 S fährt man am besten im 70er Jahre-Stil:

    • also schön aufrecht sitzen
    • möglichst entspannt und locker sein, sich keinen Knoten in den Bauch fahren
    • sportlich, aber „rund“ fahren
    • den Blick weit voraus, damit man „hinter“ die Kurven schauen kann
    • ohne „hang off“, das wirkt albern
    • die Stiefelspitzen dienen als Asphaltsensor für die Schräglage
    • die Handlichkeit und große Schräglagemöglichkeit durch die schmalen Reifen gezielt einsetzen
    • aus der Kurve heraus beschleunigen, das gibt Platz unter dem Ventildeckel
    • den Auspuffton aus den Sporttüten so komponieren wie

    J. S. Bach seine Menuetts ertönen lässt,
    dann werden reichlich Glückshormone ausgeschüttet und ein wenig Suchtverhalten schleicht sich ein.
    Wer die Legende Nordschleife des Nürburgrings und die Legende BMW R90S gemeinsam nennt, kommt nicht an der Legende Helmut Dähne vorbei.
    Bild: Archiv Helmut Dähne 1976 auf BMW R90S

    Helmut Dähne, BMW R90S und die Nordschleife waren das Triumvirat (bezeichnet: Verbund von drei Personen - hier: auch Sachen - die gemeinsame Interessen haben) in den 70er Jahren überhaupt, nicht nur ein Verbund, sondern auch die gegenseitige Ergänzung für Erfolg und Ansehen. Ob Helmut Dähne die BMW oder die Nordschleife besser kennt ist nicht geklärt worden. Auf jeden Fall kennt er diese alte Rennstrecke von allen Fahrern wohl am besten.

    Mittlerweile gibt es eine Reihe von Videos oder DVDs, in denen er den Ring vorstellt, bis in die kleinsten Details erklärt und Tipps für eine schöne und schnelle Runde gibt.
    Helmut Dähne fuhr am 22.05.1993 mit einer straßenzugelassenen Honda RC 30 eine Durchschnittsgeschwindigkeit knapp unter 160 km/h, offiziell die schnellste Motorrad-Runde mit 7:49,71auf der 20,8-km-Strecke der Nordschleife bei einer der letzten Zuverlässigkeitswettbewerbe (ZUVI-Rennen). Den Rekord hält er wahrscheinlich ewig, da keine Motorradrennen auf der Nordschleife mehr ausgetragen werden.
    Wer aber Helmut Dähne mal im normalen Fahrbetrieb, wenn die Nordschleife für alle geöffnet ist, in seiner bekannten rot/weißen Leder-Kombi fahren gesehen hat, reibt sich verwundert die Augen: wie unglaublich schnell und sauber der die Runde zirkelt und aus der Masse der Fahrer sofort herausragt.

    Ich selbst bin 2007 das letzte Mal die Nordschleife gefahren. Das letzte Mal deshalb, da ich auf der Gefällestrecke runter zum Wehrseifen erhebliche Kreislaufprobleme bekam, bzw. ein bis zwei kleine Aussetzer hatte.Das letzte Mal auch deshalb, weil einige Monate zuvor in der Wehrseifen-Linkskurve ein Motorradfahrer ungebremst in die Mauer gefahren ist. Er und seine Sozia starben noch an der Unfallstelle. Eventuell hatte er ähnliche Probleme wie ich.Trotz der Legende Nordschleife und trotz der Legende BMW R 90S habe ich es wohl nie geschafft auch nur in die entfernteste Nähe von 10 min für die Runde auf der Nordschleife zu kommen.

    Meine Hochachtung für Motorradfahrer und Motorradfahrerinnen, die die Nordschleife beherrschen und mit viel Spaß gute Rundezeiten heraus fahren können.